Alumni-Workshop der Digitalen Interview-Sammlungen an der Freien Universität Berlin
"Wer zeugt für den Zeugen?"
Perspektiven medial vermittelter Zeugenschaft zur Shoah:
Workshop zur Einführung in die wissenschaftliche Arbeit mit Videografien aus dem Visual History Archive.
Montag, 03.08 - Freitag, 07.08.2009
Video-Interviews mit Überlebenden der Shoah erfahren in den letzten Jahren eine wachsende Bedeutung im wissenschaftlichen Diskurs. Welche Rolle spielen diese Medien in der zeitgenössischen Geschichtswissenschaft und Erinnerungskultur?
In einem einwöchigen Workshop hat die Freie Universität Berlin internationalen Alumni die Möglichkeit geboten sich dem Erinnerungsort Berlin anzunähern und seine unterschiedlichen Institutionen zur Erinnerungskultur an die Shoah kennenzulernen. Im Zentrum stand dabei die wissenschaftliche Arbeit mit den videografierten Interviews von Überlebenden aus dem Bestand des “Visual History Archive”. Die Freie Universität Berlin bietet den Zugang zu zwei bedeutenden Zeitzeugenarchiven an, dem Visual History Archive der Shoah Foundation sowie dem Archiv „Zwangsarbeit 1939-1945“. Beide beinhalten lebensgeschichtliche Video- und Audio-Interviews mit Überlebenden der Shoah, die an der Freien Universität digital abruf- und recherchierbar sind.
Der Workshop verfolgte einen interdisziplinären Ansatz: Referent/innen haben die Zugangsweisen zur Arbeit mit den Interviews aus dem größten Oral-History-Archiv der Welt aus geschichtswissenschaftlicher, literatur- und kulturwissenschaftlicher, psychologischer sowie (museums-) pädagogischer Perspektive vogestellt. Die Teilnehmenden haben sich in Arbeitsgruppen eine Woche lang konkret mit den videografierten Lebenserzählungen von vier Überlebenden auseinandergesetzt. Anhand der Biografien haben die Teilnehmehmenden die individuell unterschiedlichen Lebenswege, Verfolgungserfahrungen und Integration des Erlebten in die eigenen Biografien kennengelernt. In der Arbeit mit den videografierten Interviews sollten dabei die Chancen und Grenzen der verschiedenen disziplinären Zugänge abgesteckt und Kenntnisse über das wissenschaftliche und pädagogische Arbeiten mit den Videografien vermittelt werden. Zudem haben die Teilnehmenden im Rahmen einer Projektwerkstatt Gelegenheit bekommen, im Visual History Archive zu forschen, eigene wissenschaftliche Arbeiten vorzustellen und sich von ExpertInnen beraten zu lassen. Auf dem Programm standen weiterhin Besuche des Denkmals für die ermordeten Juden Europas sowie des Jüdischen Museums.
Ziel des Seminars war – neben der theoretischen Aneignung der Geschichte, Funktion und Wirkungsweise der Oral-History – die Zusammenarbeit der verschiedenen Fachrichtungen zu intensivieren und Kriterien für die wissenschaftliche Arbeit mit den Zeugnissen zu entwickeln. Dabei ist heute und bleibt auch zukünftig in der Arbeit mit den Zeugnissen der Überlebenden ein verantwortungsvoller Umgang mit den individuellen Lebensgeschichten und eine an dem neusten Stand der historischen Forschung orientierte Kontextualisierung für uns ethische Verpflichtung.
Die Veranstaltung wurde vom Deutschen Akademischen Austausch Dienst (DAAD) gefördert
ausgerichtet von:
Freie Universität Berlin
Abteilung Außenangelegenheiten - International Office
und CeDiS - Center für Digitale Systeme
Inhaltliche Konzeption und Umsetzung: Tanja Seider, Katharina Obens, Verena Nägel
Organisation:Susanne Gottschling
Kontakt:
Freie Universität Berlin
Center für Digitale Systeme (CeDiS)
Projekt "Visual History Archive"
Ihnestr 24
14195 Berlin